Otto Saxinger
Fotografische und filmische Arbeiten, installative Bild-Raumkonzepte seit 1989
Zu drei aktuellen Werkserien
Werkserie “X-Re-…” seit 2001
Die Werkserie “X-Re-…” war für mich im Jahr 2001 der Ausgangspunkt einer Reise aus meinen Selbstportraits heraus zu den anonymen “Spiegel-Portraits” in Massenmedien. Schon im Jahr 2000 gab es eine Publikation mit dem Titel “Berühmte Unbekannte”, in der ich mich mittels einer minimalistischen Technik mit dem Phänomen der massenmedialen Anonymportraits auseinandergesetzt habe. In den folgenden Arbeiten ab 2002, denen ich allen das Kürzel “X-Re-…” vorangestellt habe, wollte ich neben der Thematik des Portraits auch die Materialität dieser Medien verstärkt in den Fokus rücken. Das Titelkürzel “X-Re…” verweist dabei einerseits auf den englischen Begriff “X-Ray” und andererseits darauf, mit der “Variablen X einen Blick retour zu machen”, also in die Tiefe der uns allgegenwärtigen Bilder der Massenmedien zu gehen.
Die ersten Arbeiten mit dem Titel “X-Re-Kapitulation” beschäftigen sich mit Fotomagazinen, wobei ich zunächst in der Dunkelkammer Fotogramme von Magazinseiten erstellt, später auch aus Details Farb-Dias am Leuchtpult hergestellt habe, die die vielfältigen Topoi von Kunstmagazinen bis zu Hobby-Reise-Akt-Blättern zeigen.
In den Arbeiten „X-Re-Verwachsene“ aus 2020 spiele ich ebenso mit dem anonymen Portraits in Massenmedien, die bei der Durchleuchtung der Zeitungsseite in zufälligen Überlagerung mit der Person auf der Rückseite zu einer seltsam verfremdeten Figur verwachsen. Manchmal sind auch prominentere Personen dabei, was hier für mich keine Rolle spielt, da daraus neue entstellte Figuren entstehen. Der Begriff des Identifikationsfigur wird hier ziemlich ad absurdum geführt, die Spiegelbildfunktion bekommt einen „Riss“.
Rückwärts, 2011-2019
Diese Serie ist eine Form der Auseinandersetzung mit dem Abbild des Menschen in der Fotografie. Die Fotografien zeigen Menschen, die zufällig an mir vorüberziehen in relativ unspezifischer und unpersönlicher Art von hinten. Dabei erzählen mehr die Kleidung, die Gegenstände ihres Umfeldes oder bestimmte Ortspezifika von dieser Person erzählen, da die typischen Attribute, wie das Portrait völlig aus- gespart bleiben. Dieses scheinbare Abwenden von der Person soll mehr auf die Frage fokussieren, in welcher Form werden Menschen fotografiert? Welche Form des Spiegelbildes stellen sie für den Betrachter dar? Und lädt nicht die fast unpersönliche Rückenansicht eines Menschen zu einer besonderen Art der Imagination ein, die zwischen der Vorstellung der Vorderseite der Person und jener anderen vom verdeckten Dahinter hin- und her flottiert?
Rück-Spiegel, 2019
Dieses Projekt ist eine Portrait-Studie, bei der ich gemeinsam mit meinen Modellen vor und mit Spiegeln verschiedene Möglichkeiten der Selbstbetrachtung und Introspektion durchspiele, aber auch Fremdbetrachtung und Beobachtung zum Thema mache. Vor allem soll der spielerische Charakter dieser – bewusst Umwege nehmenden – Kommunikation in den Bildern in den Vorder-grund treten: ein Spiel, in dem jede/r Fotografierte selbst zu bestimmen versucht, was er/sie von sich zeigt und was ich als Fotograf von ihr/ihm zu sehen bekomme. Ein fotografisch-performatives Setting, das vermittelte visuelle Kommunikation darstellen soll: vom Beachten über das Betrachten zum (voyeuristischen) Beobachten und vielleicht sogar Bewachen.
Für die Betrachtenden / Rezipierenden wird das Bild durch den Spiegel zu einem Doppelportrait – zu einer Aufspaltung des Modells in zwei Personen. Aufgrund des Splittings müssen die Betrachtenden das Modell und das Bild selbst zu einem Ganzen „zusammendenken“. Im Buch werden von jeder Person zwei Portraits auf je einer Doppelseite gezeigt. Es entsteht ein dramatischer Kern, indem sich die Person in ihren Posen selbst gegenübertritt.
Weitere Arbeiten auf der Webseite: www.ottosaxinger.at