Der programmatisch gewählte Name „März“, den sich die neue Gruppe gab, stand dabei für den „ver sacrum“, den „heiligen Frühling“ der avantgardistischen Bewegungen jener Zeit. Er signalisierte Neubeginn und Aufbruch einer Jugend, welche sich am Vorabend des ersten Weltkriegs gegen die spätbürgerlich dominierte Kunstszene und im Falle der Künstler der „Gruppe März“ besonders gegen den als zu konservativ empfundenen Geist des noch von Adalbert Stifter 1851 mitbegründeten OÖ. Kunstvereins wandte.
Der MAERZ verstand sich von Anbeginn als interdisziplinäre Vereinigung, die, wie ihre Aktivitäten bald bewiesen, einen überregionalen Dialog zwischen den Disziplinen der Bildenden Kunst, Architektur, Literatur und Musik in Gang bringen wollte.
In der Zwischenkriegszeit leistete der MAERZ ab 1921, geführt vom organisatorisch begabten Maler Egon Hofmann, Pionierarbeit bei der Etablierung moderner Kunst weit über den oberösterreichischen Raum hinaus, was eine rege Ausstellungstätigkeit im In- und Ausland dokumentiert. Unter anderem waren die Werke der Mitglieder, teils in Wanderausstellungen, in Graz, Wien, Braunschweig, Magdeburg, Stettin, Würzburg, München und Stuttgart zu sehen. Es gab aber auch thematische Schwerpunkte wie etwa die Ausstellung „Raumkunst 1926“, die gemeinsam mit den „Wiener Werkstätten“ veranstaltet wurde. Während Hofmanns Präsidentschaft (1921 bis 1953) traten so bekannte Künstler wie Alfred Kubin, der spätere Bauhaus-Meister Herbert Bayer, Matthias May, Paul Ikrath, Margret Bilger, Vilma Eckl, Demeter Koko, Franz von Zülow u. v. a. mehr der Vereinigung bei.
Die dramatische Verschlechterung der wirtschaftlichen und politischen Lage in den 30er Jahren spiegelt sich in der zunehmend schwieriger werdenden Finanzlage des MAERZ, welche die wichtigen Aktivitäten nach außen, wie Ausstellungen und Publikationen, ab 1935 fast unmöglich erscheinen lässt.
1939 Auflösung des MAERZ, der nach dem Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland, wie alle österreichischen Kunstvereine, verboten wurde.
1952 Neukonstituierung der Künstlervereinigung MAERZ, wiederum unter Egon Hofmann.
Sie fiel zusammen mit einer Reihe mutiger Initiativen der damaligen Kulturpolitik in der Landeshauptstadt Linz.
Der Ankauf eines Großteils der Sammlung W. Gurlitt durch die Stadt sollte Basis für ein Museum moderner Kunst werden. Die „Neue Galerie der Stadt Linz – Wolfgang-Gurlitt-Museum“ konnte nach der tabula rasa, die das Nazi-Regime hinterlassen hatte, mit ihrem Ausstellungsprogramm zu einer wichtigen Quelle der Information über moderne Kunst und zeitgenössische Strömungen jenseits der Grenzen auch und besonders für die MAERZ- Künstlergeneration der Nachkriegszeit werden.
Die schon 1945 gegründete Kunstschule der Stadt Linz trug ihrerseits wesentlich zur Heranbildung einer neuen Künstlergeneration im Lande bei. Unter den Lehrenden finden sich von den ersten Jahren an Mitglieder des MAERZ, unter anderen der Maler Herbert Dimmel, der Zeichner und Grafiker Alfons Ortner, beide auch als Direktoren, sowie der Bildhauer Walter Ritter. Alfons Ortner wurde dann Gründungsrektor der aus der Kunstschule 1973 hervorgegangenen Kunsthochschule, der heutigen Kunstuniversität Linz. Eine nicht geringe Anzahl von lehrenden Künstlern dieser Institution wurde und wird bis heute von Mitgliedern des MAERZ gestellt.
Stellvertretend für viele andere MAERZ-Mitglieder, die als Lehrende an dieser Wirkstätte einen erheblichen Einfluss auf die neue Künstlergeneration hatten, seien der Metallplastiker Hellmuth Gsöllpointner, der sowohl dem MAERZ-Vorstand angehörte als auch Rektor der Kunsthochschule war, eine Funktion, die auch sein MAERZ-Kollege, der Zeichner und Grafiker Wolfgang Stifter innehatte, der Keramiker Günter Praschak, der Grafiker Erich Buchegger der Bildhauer Erwin Reiter, die Textilkünstler Fritz Riedl und Marga Persson oder der Maler und Filmemacher Dietmar Brehm genannt.
Eine Reihe von Absolventen der Kunstschule und heutigen Kunst-Universität findet sich mittlerweile in der Mitgliederliste des MAERZ, und etliche davon prägen das künstlerische Profil bis heute entscheidend mit.
Neubeginn und Nachkriegszeit markieren, neben den bereits Genannten, Namen wie Franz von Zülow, die Künstlerpaare Erika und Karl Rössing, Margit Palme und Peter Kubovsky sowie Margret Bilger und Hans Joachim Breustedt, der Grafiker und Plastiker Rudolf Hoflehner, die Komponisten Helmut Schiff und Robert Schollum, der Bühnenbildner Heinz Bruno Gallée, die Schriftsteller Herbert Eisenreich und Hermann Friedl, die Schriftstellerinnen Ilse Aichinger, Marlen Haushofer , Irmgard Perfahl, u.v.a.
Ab 1953 wurden, obwohl der Verein bis 1967 ohne eigenes Lokal auskommen musste, Ausstellungen, Konzerte und Lesungen kontinuierlich und über die Grenzen hinweg organisiert und durchgeführt, so 1955 in Rotterdam, 1956 in Amsterdam, 1958 im Künstlerhaus Salzburg, 1962 in Fulda, 1964 im Forum Stadtpark Graz, 1968 in Prag und 1972 in der SECESSION Wien.
Walter Kasten, der langjährige Leiter der Neuen Galerie der Stadt Linz, stellte dem MAERZ seine Räumlichkeiten immer wieder für sogenannte Jahrespräsentationen zur Verfügung, solange der Verein ohne eigene Galerie war.
1968 gelang es unter der Präsidentschaft von Architekt Karl Rebhahn, endlich geeignete Räumlichkeiten im Zentrum von Linz zu finden und für ein ambitioniertes laufendes Veranstaltungsprogramm zu adaptieren.
Zugleich ergab sich damit die Chance, die Galerie nicht nur als Plattform zur Selbst-Präsentation der Mitglieder zu sehen, sondern sie darüber hinaus zu einem Forum für neue Bewegungen in allen Sparten der Kunst zu erweitern, sich mit anderen Gruppen und Institutionen auszutauschen und einen kulturpolitischen Diskurs anzubieten.
Galerie MAERZ am Taubenmarkt sollte bis Ende 2003 die Adresse für ein kontinuierliches Veranstaltungsprogramm des MAERZ, das Musik und Literatur gleichermaßen einbezog, bleiben.
„Konkrete Poesie“, „Lettrismus“, „Visuelle Poesie“ hier, „Graphische Notation“, „Graphische Partituren“ dort zeugen von der Auflösung bis dahin leicht zu ziehender Grenzen zwischen den Werken der Bildenden Künstler einerseits und der Literaten und Komponisten andererseits. Diese neuen Bewegungen hatten im MAERZ ihre Protagonisten in Heimrad Bäcker, dem Herausgeber der „neuen texte“, der bald zum Mentor einer nachrückenden Literatengeneration werden sollte – und in Komponisten wie Richard Kittler und Alfred Peschek, der mit seinem „neuen ensemble“ kompromisslos die ‚neue musik’ vertrat. Konzerte hervorragender Musiker der internationalen Jazz-Szene wiederum, organisiert vom Jazz-Experten Robert Urmann, wurden bald ebenso zu einem unverzichtbaren Teil des Galerie-Programms.
1971 übernahm der Metallplastiker Hellmuth Gsöllpointner die Leitung des MAERZ. In den Jahren danach traten eine Reihe von Künstlerinnen und Künstlern aller Sparten dem MAERZ bei, die der Vereinigung neue Energien zuführten und ihr gleichzeitig zu weiterem Ansehen verhalfen. Noch Ende der 60er, Anfang der 70er traten etwa die Literat/inn/en Friedrich Achleitner, Heimrad Bäcker, Franz Kain, Fritz Lichtenauer oder Waltraud Seidlhofer, die Bildenden Künstler Josef Bauer, Günther Praschak, Erwin Reiter, Wolfgang Stifter, der Architekt und Zeichner Gustav Peichl sowie die Komponisten Richard Kittler, Augustinus Kropfreiter, Anestis Logothetis und Alfred Peschek dem MAERZ bei, um nur einige zu nennen.
In den 70er und 80er Jahren stieß eine neue, jüngere Generation zum MAERZ, darunter befanden sich u.a. Sepp Auer, Dietmar Brehm, VALIE EXPORT, Kristian Fenzl, Norbert Hinterberger, Wolfgang Kirchmayr, Gerhard Knogler, Marga Persson, Fritz Riedl, Ewald Walser oder Othmar Zechyr im Bereich der Bildenden Kunst, Franz Josef Czernin, Anselm Glück, Ferdinand Schmatz oder Julian Schutting aus der Literatur, oder der Komponist Adelhard Roidinger.
Nach dem Architekten August Kürmayr (1976–1978) und dem Textilkünstler Fritz Riedl (1978–1980) übernahm 1981 der Maler Ewald Walser die Präsidentschaft des MAERZ.
Die 80er Jahre brachten gravierende Veränderungen der kulturellen Topographie von Linz.
Die mehr oder weniger unangefochtene Rolle des MAERZ, als eines Forums für junge, unangepasste und experimentierfreudige Kunst, das seine Position zwischen einigen Privatgalerien und der Neuen Galerie einnahm, war zu Ende. Die Szene war offener, bunter, vielfältiger geworden. Linz hatte sein Image der „Stahlstadt“ gegen das einer „Kulturstadt“ getauscht. Als Folge dieses Paradigmenwechsels traten vermehrt, wie andernorts auch, im Eigentum der öffentlichen Hand befindliche, finanziell konkurrenzlos agierende Kultureinrichtungen auf den Plan. Ihnen konnte keine von einer Künstlervereinigung geführte Galerie, in punkto personeller wie finanzieller Ressourcen und technischer Ausstattung, Paroli bieten. Andererseits hatte gerade die „Galerie MAERZ“ schon unter der Ägide von Hellmuth Gsöllpointner über die Landesgrenzen hinaus soviel eigenständiges Profil gewonnen, dass sogar die Verbindung zu der sie betreibenden ‚Künstlervereinigung’ in der öffentlichen Wahrnehmung nicht immer selbstverständlich schien. Mit Ausstellungen und Präsentationen junger wie arrivierter Künstler und engagierten Veranstaltungsreihen im literarischen wie musikalischen Bereich gelang es trotz zeitweilig existenzbedrohender Finanzprobleme letztlich dennoch, weiterhin ein profiliertes Programm zu bieten.
1987 stellte die große, wenngleich sehr selektive Präsentation des „MAERZ in der SECESSION“ in Wien einen gelungenen Versuch einer ideellen Standortbestimmung durch öffentliche Präsenz in einem Haus, in dem der Verein zuletzt 1972 zu Gast war, dar.
1988 bot mit „75 Jahre MAERZ“ die einmalige Gelegenheit, die kreative Vielfalt, das aktuelle künstlerische Potential der Vereinigung nicht nur in der Vereinsgalerie, sondern in den drei Museen der Landeshauptstadt sowie der Kunsthochschule aufzufächern und in einer Reihe von Publikationen zu dokumentieren.
1990 begann Christian Steinbacher die von ihm konzipierte und betreute Lesungs-Reihe “linzer notate”. Durch diese wurde der MAERZ zu einer ersten Adresse für avancierte, „weiterführende“ Literatur abseits des Mainstreams.
Mit Ausstellungen und Präsentationen junger wie arrivierter Künstler wurde, wie auch in den Jahren davor, ein engagiertes Programm geboten.
Die 90er Jahre wurden für den MAERZ zum Jahrzehnt zahlreicher grenzüberschreitender Projekte, darunter Großprojekte in Australien und Russland. Verstärkt kam es dabei zu Kooperationen mit anderen Institutionen, wie dem Büro für kulturelle Auslandsbeziehungen des Landes Oberösterreich, dem Stadtmuseum NORDICO, der Neuen Galerie und anderen. Parallel dazu konnte in der Galerie mit Ausstellungen und Präsentationen junger wie arrivierter Künstler, aber auch vermehrt mit thematischen Schwerpunktsetzungen ein engagiertes Programm geboten werden. Erinnert sei an der Stelle nur an einige Ausstellungen wie etwa „13 POSITIONEN ZUR ZEIT – Künstler aus Moskau, Vilnius und Kaunas“, 1991; „BORDERCROSSINGS“, Moskau, Vilnius, Kaunas 1992, und Perth/Australien 1995; „BINOME“, 1995; „COPY BOOK ART“, 1996; „INS BLICKFELD GERÜCKT – 7 Künstler aus Kanada“, 1997; „SCHWERPUNKT ZEICHNUNG“, 1998; „ZEICHENSETZUNG“, 1999; „ACT 99 (Art Communication Tour Austria – Moscow)“, Linz, Wels, Steyr, Moskau 1999; „ACESSO REMOTO“, Rio de Janeiro/Linz 2001/02; „BETREFF MALEREI“, 2001.
2003 legt Ewald Walser nach mehr als 21 Jahren das Amt des Präsidenten nieder, und Gerhard Brandl übernimmt mit einem neuen Vorstand den Vorsitz des Vereins.
„90 Jahre MAERZ“ – als Ausstellung ein Rückblick und eine „Hommage“ an die verstorbenen Mitglieder – beschloss im Oktober 2003 nach 35 Jahren die Ausstellungs- und Veranstaltungstätigkeit in der Galerie am Taubenmarkt.
Der anschließende Umzug des MAERZ in die neuen Räumlichkeiten in der ehemaligen “Linzer Volksküche” – situiert zwischen dem Kunstmuseum LENTOS und der Landesgalerie – ermöglichte dem Verein mit einem neuen Vorstand und einem neuen Ort ein neues Kapitel des MAERZ zu beginnen. Das Augenmerk wurde noch mehr als bisher auf die Entwicklung eines Forums für junge sparten- und medienübergeifende Kunst gelegt, das als Kunst-Labor mit seiner schlanken und flexiblen Organisationsstruktur auch rasch und konsequent auf Neues regieren kann.
Auf Gerhard Brandl folgte 2007 Beate Rathmayr als Präsidentin und 2011 Peter Sommerauer als Präsident. Vor allem unter Rathmayr wurden Themenausstellungen forciert, wobei neben den vorhin genannten auch andere Mitglieder wie etwa Alfred Grubbauer mehrfach als Konzeptoren tätig waren, aber etwa auch Siegfried Fruhauf, der eine Konnexion zu „Crossing Europa“ herstellte, oder Gottfried Gusenbauer, der den MAERZ mehrmals in sein Comic-Festival einband.
Unter den Etiketten „outside sources“ und „andernorts“ wurde der Austausch mit Künstlern aus anderen Ländern und Städten (etwa Kroatien, Liverpool) forciert, aber auch der bereits bestehende Austausch etwa mit dem MALKASTEN in Düsseldorf und mit der ACC-Galerie in Weimar wurde weiter gepflegt. In letzteren waren ebenso wie in einen Austausch mit Bludenz auch andere Sparten einbezogen. Aspekte der „Visuelle Poesie“ und der Schrift fanden mehrmals eine Beleuchtung auch von Seiten der Bildenden Kunst, sei es durch Themenausstellungen, aber auch über die umfassende Präsentation von MAERZ-Mitgliedern bei „formuliert. Konvergenzen von Schrift und Bild“ (einer Kooperation mit dem Kunstmuseum LENTOS und dem SifterHaus). Als breite Artikulation der Vereinigung als solcher ist auch das Projekt „Wasserfabenbeherrschungsüberprüfunsgkation“ (2009) zu sehen, ebenso die zentralen Ausstellungen historischer sowie aktueller Malerei auswärts im Kunstmuseum ARTEMONS.
Standen in der Mitte des ersten 2000er Jahrzehnts vor allem deren Konzeption in den Vordergrund rückende Themenausstellungen (vom Retro-Boom bis hin zur Immaterialität des Nicht-Gemachten in „THINGS WE NEVER DID“) und wurden bei den Neuaufnahmen auch vermehrt Künstler/innen etwa des Performance-Genres aufgenommen, so behielten die „klassischen“ Disziplinen wie insbesondere die Malerei auch weiterhin ihre Bedeutung: Elisabeth Plank und Josef Ramaseder kuratierten eine Umschau über heutige Malerei, und bezeichnend dafür beschloss als letzte Ausstellung vor den Aktivitäten zum 100-Jahre-Jubiläum die ganz mit Malerei sich auseinandersetzende Ausstellung ROSA.
Es gilt, was von Anfang an galt: Der Anspruch an Kunst ist es, der die Künstler/innen der Vereinigung verbindet, die Wege, wie der Anspruch eingelöst wird, differiert. Das Jubel-Jahr „100 Jahre MAERZ“ 2013 versucht u.a. einem Rückblick auf diese facettenreiche Geschichte gerecht zu werden.