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linzer notate 1/06

27. Januar 2006 @ 19:30

ein literarischer Abend mit Friedrich W. BLOCK*, Valeri SCHERSTJANOI und Hans Rudolf ZELLER

SCHRIFT SUCHT STIMME, STIMME SCHRIFT:
Während Zeller und Scherstjanoi in ihren Arbeiten handschriftlich agieren, basieren die Arbeiten digitaler Poesie auf dem binären Code. Friedrich W. Block als langjähriger wissenschaftlicher Begleiter digitaler Poesie zeigt exemplarische Arbeiten. Wechselseitige Abhängigkeiten zwischen Schrift und Stimme, aber auch zwischen körperlichen, geistigen und kommunikativen Konstrukten prägen die faszinierenden Auftritte des Lautpoeten Scherstjanoi. Und Zellers Aufführungen visualisieren die Interaktionen zwischen Denken, Sprechen und Schreiben.

(Konzept: Christian Steinbacher)

Friedrich W. Block, geb. 1960 in Berlin, lebt in Kassel. Er ist Wissenschaftler, aber auch selbst mit poetischen Arbeiten hervorgetreten (IO. poesis digitalis, Blattwerk 1997). Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bildet u. a. die Vermittlung digitaler Poesie, etwa  über das Projekt p0es1s (www.p0es1s.net).

Valeri Scherstjanoi, geb. 1950 in Sagis/Kasachstan, emigrierte 1979 in die DDR und lebt seit 1981 in Ost-Berlin. Mit über 200 Auftritten in über 70 Städten ist er einer der wichtigsten zeitgenössischen Lautdichter. Es entstanden auch zahlreiche Hörspiele, CDS und Künstlerbücher.

Hans Rudolf Zeller, geb. 1934 in Berlin, lebt in München. Er arbeitet seit den frühen 60er Jahren als Musiktheoretiker (aktuell der Band Musik der anderen Tradition – mikrotonale Tonwelten der Reihe Musik-Konzepte) und Autor mehrdimensionaler Kompositionen.

Dank an: Land OÖ, Stadt Linz, BKA, Grazer Autorenversammlung

Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Jaromil: Ascii Forkbomb, siehe auch https://www.pOes1s.net

Friedrich W. BLOCK,

 

geboren 1960 in Berlin, beteiligte sich mit eigenen Exponaten und poetischen Aktionen seit 1986 an zahlreichen Ausstellungen und lebt als Wissenschaftler (mit den Arbeitsschwerpunkten: Kulturen des Komischen; Literatur und neue Medien; Inter Art Studies) in Kassel, wo er die Literaturstiftung Brückner-Kühner leitet. Er promovierte mit der Arbeit Beobachtung des ,ICH‘. Zum Zusammenhang von Subjektivität und Medien am Beispiel experimenteller Poesie, die 1999 im Aisthesis-Verlag erschien. Daneben erstreckt sich seine Tätigkeit wesentlich auch auf ein ,Vermitteln‘ als Kurator zahlreicher Ausstellungen v. a. zu digitaler Poesie, aber auch etwa über Veranstaltungen im Kunsttempel in Kassel. Block ist Mitherausgeber der Schriftenreihe Kulturen des Komischen, von www.p0es1s.net und www.stuttgarter-schule.de. Neben zahlreichen Aufsätzen zur zeitgenössischen Dichtung und Kunst und seinem eigenen Poesie-Band IO. poesis digitalis (Blattwerk, 1997) erschienen mehrere von ihm (mit-)herausgegebene Anthologien und Kataloge, zuletzt 2004 p0es1s. Ästhetik digitaler Poesie. Block war im MAERZ bereits mit poetischen Aktionen vertreten, u. a. auch bei der Ausstellung II durch 2 in unseren alten Galerieräumen (ein Relikt seiner damaligen Aktion ist Teil der laufenden MAERZ-Ausstellung KONZEPT SCHRIFT. ein segment). Diesmal tritt er nicht als Autor, sondern als ,Vermittler‘ in Erscheinung und gibt einen Einblick in den Stand gegenwärtiger digitaler Sprachkunst. Er zeigt hypermediale, interaktive und generative Texte, Codework und Netzliteratur von Jodi, Young-Hae-Chung Heavy Industries, Daniela A. Plewe und anderen.

Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
aus: matrjoschka,
Valeri SCHERSTJANOI,
geboren 1950 in einem Gulag-Lager in Sagis in der kasachischen SSR, siedelte 1979 in die DDR und lebt seit 1981 in Ostberlin. Der Lautpoet und Schriftkünstler war im MAERZ mehrmals zu hören (zuletzt 2000) und auch zu sehen (ebenso wie F. W. Block bei der Ausstellung II durch 2, 1995). Er ist seit Jahren als einer ihrer wichtigsten Vertreter auf internationalen Festivals der Lautpoesie zu hören (und agiert auch als Sprecher, so zuletzt in dem Kinderoper-Projekt Oliver Twist der Hamburgischen Staatsoper). Neben Heften und Büchern (seit 1987 u. a. als Künstlerbücher im Berliner Hybriden-Verlag) sowie Publikationen auf CD und DVD realisierte Scherstjanoi zahlreiche Hörstücke für den Rundfunk (zuletzt aktuell das Soundscape Berlin, ein Lautgedicht, gem. m. A. Hagelüken, WDR Dez. 2005). Seine Dichtung ist durch eine nun bald 40 Jahre anhaltende intensive Beschäftigung mit dem russischen Futurismus von diesem grundiert, ebenso wie vielleicht auch seine „nonkonforme Persönlichkeit“ (so Block; Scherstjanois Stasiakt trug den bezeichnenden Titel „OPK Futurist“). Für seine Lautgedichte hat er ein eigenes Zeichensystem entwickelt, welches inzwischen über 1000 Zeichen umfasst, die wie in einem genetischen Prozess ständig kombiniert, rekombiniert und weiterentwickelt werden. Zu jedem Zeichen gehört ein Rhythmus, eine Lautverbindung, ein Geräusch und eine Intonation. Die visuellen Zeichen entstehen in Abhängigkeit von der Erfindung der Lautungen und umgekehrt. Dass und wie hier Schrift und Laut nicht nur in permanenter Abhängigkeit stehen, sondern auch jeweils selbstständig in gleicher Intensität wirken, zeichnet diese Dichtung als einmalig aus.
Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Ausschnitt aus
Hans Rudolf ZELLER,
geboren 1934 in Berlin, lebt als Musiktheoretiker und Autor mehrdimensionaler Kompositionen in München. Als ersterer publiziert er seit 1959 Artikel, Sendungen, Essais und übersetzungen (zuletzt u. a. als Mitherausgeber des Sonderbands Musik der anderen Tradition – mikrotonale Tonwelten der Reihe Musik-Konzepte, 2003). Als Autor trat er schon Anfang der 1960er Jahren mit ‚kinematografischer‘ Literatur hervor, seit 1976 entwickelt er Medienkompositionen, Sprech-Schriften und  Stücke für Stimme(n) und Diascriptor(en). Overhead-Projektoren dienen ihm dazu, Interaktionen zwischen Denken, Sprechen und Schreiben zu visualisieren. Ausgehend von der Schwierigkeit von Notation und deren „Zeichen“ entwickelt er sein künstlerisches Konzept einer Schrift-Laut-Musik: Sprechen wie Schreiben werden unmittelbar in die Aufführung miteinbezogene (und sie erst konstituierende) Vorgänge. Seit seinem letzten Auftritt hier im Jahr 2000 entstanden u. a. neue Sprechschriftbilder, ein zentrales Triptychon oder das Herbst 2005 uraufgeführte Stück Bögen, das die ältesten Bestandteile der musikalischen Notation thematisiert. Als Folge knapper Statements erscheinen Buchstaben und Laute als Verdichtungen von manuellen und artikulatorischen Bewegungen in der aktuellen Arbeit Lautspirale. An die Realisation eines der beiden zuletzt genannten Stücke ist für den Auftritt gedacht. Das Risiko, aber auch das große Potential der Zeller’schen Aufführungen liegt u. a. darin, dass jeder Text stets auch Unsicherheitsfelder vergegenwärtigt, die selbst der Autor nicht immer durch eindeutige Zuordnungen (z. B. eines Schreibgeräusches zu einem Zeichen) beseitigen kann.

Details

Datum:
27. Januar 2006
Zeit:
19:30
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