Ausstellungsdauer 4. bis 28. Juli 2023
In ungewöhnlich direkter Form appelliert die Ausstellung COPE NOT PERISH daran, zu handeln. Der Apell richtet sich an uns, unser Verhalten in Zeiten der Klimakrise. Die direkten Auswirkungen des Klimawandels verlangen für die beteiligten Künstler*innen offensichtlich nach einer ebenso direkten Form der künstlerischen Auseinandersetzung. Natürlich: auch in COPE NOT PERISH kommt es zu ästhetischen Sublimierungsmomenten. Manches bleibt rätselhaft, unausgesprochen oder subversiv. Es überwiegt allerdings die unmittelbare, bedeutungsklare Botschaft.
Seit den 1970er Jahren steht unter wechselnden Vorzeichen die Frage einer ökologisch motivierten bzw. grundierten Ästhetik immer wieder im Fokus der Kunstproduktion. Je mehr das Verständnis um die negativen, inzwischen apokalyptisch-existenziellen Folgen unseres Umgangs mit der Natur deutlich werden, um so mehr setzen sich künstlerische Positionen und Formate mit diesen Fragen auseinander. Dabei geht es längst nicht mehr um das romantische „Idyll“ einer metaphysisch aufgeladenen Natur, die den Menschen in ein ästhetisch greifbares Verhältnis zur Schöpfung stellt.
Seit der Moderne und v.a. seit dem 20. Jh. haben wir erstmalig ein konkretes Bild davon, wie die vom Menschen gemachte Apokalypse aussehen und was sie bewirken könnte. Bis vor kurzem blieben die ästhetischen Konzepte und künstlerischen Arbeiten noch weitestgehend auf die Folgen für den Menschen und seine Position innerhalb dessen, was wir als „Natur“ definieren, beschränkt. Das Ausmaß der aktuellen Klimakrise macht aber deutlich, dass wir uns von diesem Anthropozentrismus verabschieden müssen, um zu wirklichen und dauerhaften Lösungen zu kommen. Wir müssen der Natur wieder ihren, vom menschlichen Egoismus abgekoppelten, autonomen Stellenwert einräumen. Auch wenn es für den Menschen schmerzlich ist, sich nicht einzumischen.
COPE NOT PERISH liefert keine gültige ökologische Ästhetik für die Jetztzeit. Dies wäre vermessen. Aber die Ausstellung führt mit klarer, auch ästhetisch bestens legitimierter Dringlichkeit die genannten Aspekte vor Augen. Bei aller Direktheit öffnet sie vielfältige Rezeptions- und Assoziationsräume.
Georg Wilbertz