LAUTIERUNG UND GETÜMMEL MIT STIMME UND SOUND: In den Kunstsprachen ihrer Sound und Vortrag koppelnden Darbietungen fügen, knautschen und tilgen HELMHART Worte und Wortteile als Destillate. Vom Implantieren der eigenen Stimmen in diverse Geräusche bis zur Montage von Aufgefundenem reicht die radiophone Arbeit des auch seine gewitzten Sprechtexte bestens rezitierenden PAVEL NOVOTNÝ. Und den sonoren Vortrag des unzähmbaren Satztreibens von LISA SPALT ergänzen die in der Nähe zum Pop angesiedelten Sound-Konstrukte von 2/3 der Band „Pendler“, SABINE MARTE und OLIVER STOTZ.
Konzept der Reihe und dieser Ausgabe: Christian Steinbacher
3/15 ist die Nr. 123
der seit 1990 bestehenden Reihe linzer notate
Nach den legendären Performances der 1990er-Jahre geben HELMHART nun einen neuen Auftritt. Die in Wels geborenen, in Wien lebenden Brüder Markus und Wolfgang Helmhart, *1967 bzw. 1963, entwickelten damals eine eigene Silben- und Percussionssprache. Helmhart arbeiteten von Beginn an auch mit Radiophonie und Performance, 2011 erschien das Audiobook frauen in bunt und die Kunstradio-Produktion le se I te ke le | Leesee mit einem Sprechtext, der sich am psychologischen Phänomen des „priming“, einer dem Be-greifen des Wortes förderlich vorangehenden (klangähnlichen) Lautfolge, orientiert. Am Programm in der MAERZ steht die Performance IMMER DAS GLEICHE – DIE KLEINE BRAUNELLE: „es geht um das andere, das sich raum nimmt, das stört, das aber auch was mitbringt.“
Pavel Novotný, * 1976 im tschechischen Liberec, ist Leiter des Lehrstuhls für deutsche Sprache an der dortigen TU. Als Wissenschaftler publizierte er 2012 eine Arbeit zu den Vorformen der literarischen Montage, als Übersetzer hat er etwa Rühm und Bayer übertragen. Als Dichter realisiert er neben Sprechtexten Radiokompositionen in Weiterführung des experimentellen Hörspiels, wobei er analoge als auch digitale Techniken ins Treffen führt; seit 2007 bearbeitet er unter dem Titel Tramvestie multiperspektivisch eine Straßenbahnfahrt. Auf Tschechisch erschienen Gedichtsammlungen und Textzyklen; eine Auswahl wird derzeit ins Deutsche übertragen.
Lisa Spalt, * 1970 in Hohenems, lebt in Linz. Zusammenarbeiten mit anderen Kunstschaffenden, so dem Komponisten Clemens Gadenstätter und zuletzt am Film zum Buch Ameisendelirium mit Otto Saxinger. Übersetzungen aus dem Französischen (Nicolas Pesquès), Mitglied der MAERZ. Seit 2010 erscheinen ihre Bücher im Czernin Verlag, zuletzt Dings (2012) und 2015 Ameisendelirium, wo in einem insektenartigen Kampf darum, die Oberhand zu gewinnen, nicht etwa nur die Figuren, sondern auch Sätze und Satzteile um den jeweils höheren Status rangeln. Musikalische Kommentare zur Lesung der Autorin bieten die Musikerin, Performerin und Videokünstlerin Sabine Marte, * 1967, und der Musiker, Programmierer und Videokünstler Oliver Stotz, * 1971 von der Formation „Pendler“ aus Wien, deren jüngstes Album Hey Translator heuer bei EMG erschienen ist.
Dank an: BMUKK, Land OÖ, Stadt Linz, GAV