Zur Eröffnung spricht: Christian Steinbacher
Toni Kleinlercher zeigt u.a. Arbeiten aus den Serien „etymdrawings“ und „le fantome afrique“.
Der Künstler über seine Werkgruppe „etymdrawings“:
etymdrawings
In einem seismografisch automatistischen Prozedere entstanden, basieren die „etymdrawings“ auf Tagebucheintragungen meines Reisetagebuches mit dem Titel “Eiweißschaum aus allen Pornotoren”, das sich in Anlehnung an Michel Leiris‘ “Glossaire j’y serre mes gloses” aus intralingualen Textbausteinen zusammensetzt.
Das Ergebnis sind Zeichnungen, quasi Transpositionen der Texte in eine andere Notenschrift, in Linien.
Der prozessuale performative Charakter dieser Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Konzeption dieser Werkserie, die auch als Versuch verstanden werden kann, eine Verschmelzung von Literatur und Bildender Kunst zu erwirken.
Der Entstehungsprozess beinhaltet eine essentielle künstlerische Position der Zurücknahme, daher wird der Stift/Pinsel nicht von Hand direkt geführt, sondern mittels einer Seilkonstruktion in einem performativen Prozedere gleichsam gelenkt.
Der Begriff “etym” entstammt Arno Schmidts Beschäftigung mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds, die er auf die Literatur anwandte. Danach drückt sich das Unbewusste nicht nur in Bildsymbolik aus, sondern auch sprachlich in einem „eigenen Schalks=Esperanto“ aus Amphibolien, Wortspielen, Assonanzen, usw., um neben der manifesten Bedeutungsebene gleichzeitig auch Nebenbedeutungen auszudrücken. Wörter mit dieser Funktion wie zum Beispiel das englische whole – „ganz“, das denselben Lautwert hat wie das auch sexuell zu verstehende hole – „Loch“ nannte er „Etym“. (Wikipedia)
Ein ähnliches Verfahren wandte bereits James Joyce in Finnegans Wake an, indem er die Sprache zu sogenannten „atoms“ reduzierte.
Beispiel: „The abnihilisation of the etym by the grisning of the grosning of the grinder of the grunder of the first lord of Hurtreford expolodotonates through Parsuralia with an ivanmorinthorrorumble fragorombaossity amidwhiches generaluttermosts confussion are perceirable moletons skaping with mulicules while coventry plumpkins fairlygosmotherthemselves in the Landaunelegants of Pinkadidndy.“
(Toni Kleinlercher)
Toni Kleinlercher
geboren 1958 in Schwaz /Österreich. Lebt und arbeitet in Wien.
Studium der Mathematik und Geographie. Arbeitet als experimenteller Schriftsteller und Multimedia-Künstler.
Ausstellungen/Projekte/Interventionen
2012
Die Obdachlosen lesen Nietzsche, Kunstraum Bernsteiner, Vienna, Austria.
The nature of disappearance , group show, Marianne Boesky Gallery, New York, USA.
2009
I am not someone else, solo exhibition, Hybrid So+Ba gallery, Tokyo, Japan
2007
When too perfect, lieber Gott boese, BOICE Planning, Tokyo, Japan