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Welch merkwürdiges Verlangen – zwischen Sinn und Unsinn

4. Juli 2024 @ 19:00 - 26. Juli 2024 @ 18:00

Fanni Futterknecht / Jochen Höller / Sarah Rechberger

Eröffnung am Donnerstag, 4. Juli 2024, 19.00 Uhr

Mit ‚kritzeln is an act of protest‘ eine Intervention von Fanni Futterknecht

Begrüßung: Margit Greinöcker (MAERZ)
Zur Ausstellung spricht: Daniela Wageneder-Stelzhammer (Kuratorin der Ausstellung)

Ausstellungsdauer: 5. Juli – 26. Juli 2024, Öffnungszeiten: Di – Fr: 15.00 – 18.00 Uhr
Künstler- und Künstlerinnenvereinigung MAERZ, Eisenbahngasse 20, A-4020 Linz, Tel: +43 / (0)732 / 771786

Mit ‘Welch merkwürdiges Verlangen – Zwischen Sinn und Unsinn’ zeigt die MAERZ Arbeiten
von Fanni Futterknecht, Jochen Höller sowie Sarah Rechberger. Die Ausstellung befasst
sich thematisch mit Fragen zum Verhältnis von Sprache, Text und Kommunikation.
Ausgangspunkt für die Ausstellung selbst waren die Überlegungen von Susan Sontag in
einem ihrer bekanntesten Essays ‘Against Interpretation’ aus dem Jahr 1966. Sontag ortet in
der Begeisterung für die Interpretation eine offenkundige Verachtung des äußeren
Erscheinungsbildes. Sie nennt dies die Rache des Intellekts an der Kunst. „Indem man die
Kunst auf seinen Inhalt reduziert, zähmt man sie.“1 Im Widerstreit zwischen Inhalt und Form
führt also das Sehen zur Erkenntnis. Friedrich Nietzsche stellt sogar in Abrede, dass die
Sprache der adäquate Ausdruck aller Realitäten sein könne. So schreibt er, sei allein die
Tatsache, dass es mehrere Sprachen gibt, ein eindeutiges Indiz dafür, dass sie nicht die
Wahrheit bezeichnen kann.2
Die Ausstellung interessiert sich dafür, ob nicht das Kunstwerk selbst näher an einer
Wahrheit ist, als alles das, was wir darüber sagen könnten. So möchten wir näher heran,
mitten hinein und verlieren dabei den Überblick. Welch schönes Unterfangen!
Fanni Futterknecht stellt mit ‘Untitled (Power to the Unspoken)’ Text und Sprache als direkte
Ausdrucksform ebenso in Frage, wie sie das ästhetische und poetische Potential mit ihrer
Intervention ‘kritzeln is an act of protest’ von nicht-Geschriebenem hervorhebt. Damit stellt
sie einen Freiheitsanspruch und löst sich von tradierten Ausdrucksformen.
Jochen Höller zeigt mit seiner radikalen Neustrukturierung ikonischer Texte, wie Logik im
Zentrum nicht inhaltlich, aber formal mehr Klarheit bringt. Und somit auch, wo die
Überlegenheit der Kunst gegenüber anderen Formen der Kommunikation liegen kann.
Sarah Rechberger illustriert mit ihrer ‘Hydrosphäre’ direkte Abhängigkeiten auf
physikalischer Ebene, und bewegt sich so über jeglicher Art sprachlicher Referenz. Gleich
einer Versuchsanordnung gelingt es ihr somit, gesellschaftliche Abhängigkeit zu
veranschaulichen.
Alle künstlerischen Arbeiten firmieren dabei latent zwischen dem, was Wahrheit sein kann,
dem Etablieren einer anderen, alternativen Ordnung und einer möglichen Lüge. Die
künstlerischen Positionen stellen einen Realitätsanspruch, oder tragen zumindest diese
Möglichkeitsform in sich. Sie sind mutige Behauptungen in den Raum geworfen. Mühelos,
beinahe leichtfertig Widerständig gegenüber gängigen Logiken und Ordnungen. Irgendwo
zwischen Sinn und Unsinn bieten sie ihr eigenes Vokabular an und widersetzen sich so
strukturellen Mustern.

Das Plakat zur Ausstellung ist eine Gemeinschaftsarbeit der drei Künstler:innen und in einer
limitierten Auflage erhältlich. Die Basis ist ein Bild eines auf transparentem Nährboden
gezüchtetem Myzel von Sarah Rechberger. Etwas, das normalerweise im Verborgenen
bleibt und nur mittels Beleuchtung von unten sichtbar gemacht werden konnte. So lässt sich
wunderbar erkennen – diese Vernetzung beginnt punktuell.
Fanni Futterknecht hat ihre Kritzel-Spuren über das Bild in digitaler Bearbeitung mittels
Grafikboard gezogen. Dabei passt sie sich farblich subtil an den Untergrund. Ihre
Bearbeitung wirkt stellenweise sogar wie eine Kratzspur direkt und unmittelbar. Jochen
Höller legt mit seinem digitalen Textgenerator, welcher sich komplett mit Wörtern aus
Wittgensteins „Tractatus Logico-Philosophicus“ speist, zufallsgenerierte Textfragmente über
das Bild. Auf die Poster wurde: ‘kritzeln is an act of protest’ mit Höllers ‘Wort-Stempel’ und
die Nummerierung gestempelt. Jedes der 60 Plakate ist ein Original.

Kuratiert wurde die Ausstellung von Daniela Wageneder-Stelzhammer.

1 Sontag, Susan. Standpunkt beziehen: Fünf Essays. Stuttgart. Reclam. 2016. S.13.
2 Nietzsche, Friedrich. Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne. Stuttgart. Reclam. 2022. S.12.

Details

Beginn:
4. Juli 2024 @ 19:00
Ende:
26. Juli 2024 @ 18:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Maerz Galerie
Eisenbahngasse 20
Linz, Oberösterreich 4020 Österreich
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Telefon
+43 732 77 17 86