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viel und wenig

21. November 2006 @ 19:30 - 23:30

Ausstellungseröffnung: Dienstag, 21. November 2006, 19.30 Uhr

Konzept: Beate Rathmayr

Eröffnungsrede: Martin Fritz

Die Informationsgesellschaft bietet eine Steigerung an Wissen, ein Potential, das nicht nur eine enorme Macht evoziert, sondern auch das Chaos in sich birgt. Dieses Potential an Wissen und Information provoziert oft einen Zustand der Unsicherheit.

Die Welt wird neu definiert. Informationen werden überlagert, Wissen wird auf neuen Ebenen kommunizierbar, Errungenschaften der Technologie bieten die Möglichkeit der Simulation und Manipulation – Kommunikationssysteme erreichen unvorstellbare Reichweiten, die Welt wird zum Rahmen kommunikativer Erreichbarkeit und verändert dabei auch das gewohnte und vertraute Lebensumfeld.

Geografien werden ausgetauscht und umbenannt, Wertegemeinschaften und kulturelle Unterschiede werden verändert und überlagert, können dabei auch in einer Art Niemandsland enden – einer Gleichgültigkeit des Anderswo.

Diese überlegungen stehen am Beginn des Projektes „viel und wenig“ in der Künstlervereinigung MAERZ, das vom 21.November 2006 – 26. Jänner 2007 stattfindet. 

Zu dieser Gruppenausstellung werden Künstlerinnen und Künstler eingeladen, die sich in ihrer Arbeit mit der „Politik des Lebensraumes“ auseinandersetzen und dabei ein individuelles Statement im Bezug auf „Gemeinschaft und Differenzierung“ zu finden versuchen. Die Möglichkeit „globalisierte Räume“ im Hinblick auf ein bestehendes gemeinschaftliches Gefüge, steht einer individuellen Befindlichkeit oder Sehnsucht gegenüber.

Arbeiten der KünstlerInnen Gerhard Brandl/Österreich, Ulrike Heydenreich/Deutschland, Susi Jirkuff/Österreich, die königin/Österreich, Lena Lapschina/ Österreich,Tea Mäkipää/Finnland und Gregor Neuerer/Österreich werden präsentiert.

Die Ausstellung versucht nicht die Rolle und Verwendung von neuen Technologien zu thematisieren, sondern vielmehr ein damit einhergehendes soziales Empfinden, das auf der Möglichkeit und dem Wissen der Manipulation und Modifikation beruht.

Individuelle Befindlichkeit steht einer Weltoffenheit gegenüber, die das Streben nach grenzenlosen Möglichkeiten mit sich bringt. Ist Beliebigkeit ein Synonym für diese Reichhaltigkeit? In welcher Relation stehen Begriffe wie „Vergeudung“ oder „Genügsamkeit“ diesen Lebensbedingungen gegenüber? Wie wird eine Gesellschaft durch die gegenwärtige Dynamik in kultureller, sozialer, oder räumlicher Sicht bestimmt. Wird die Frage nach dem Neuen, nach dem Suchen und Entdecken unbekannter Räume und Umstände noch gestellt? Wie reagiert das Individuum auf diese Welt, welche Sehnsüchte und Erwartungen haben wir?

Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Gerhard Brandl: Zurückgewinnung von Welt (2005)

Gerhard Brandl

Zurückgewinnung von Welt

Auf historischen Landkarten wurde ein noch unerforschtes Gebiet durch eine weiße Fläche ausgewiesen. Diese weißen Flächen verschwanden bis heute aus den Landkarten durch die Erforschung und Vermessung der gesamten Erdoberfläche.

Das Projekt „Zurückgewinnung von Welt“ versteht sich als Unternehmen, das weiße Flächen symbolisch und real entstehen lässt. Ausgangspunkt aller „Re“ Arbeiten war die dargestellte Landschaft mit dem „Blick von oben“. Sie wurden gemalt, gezeichnet, fotografiert, gedruckt oder in Form von Landkarten vorgefunden.

In einer zweiten Arbeitsphase wurde eine bestimmte Stelle des Bildes mit weißer Farbe übermalt. Dieser Teil des Landschaftsbildes wurde aufgegeben und symbolisch – in Form einer weißen Fläche – in den ursprünglichen Zustand von Papier/Leinwand zurückgeführt.

Real entstehen weiße Flächen, indem die bildnerischen „Re“-Arbeiten verkauft werden und ein Teil des Verkaufserlöses dazu verwendet wird, reale Grundstücke zu erwerben. Diese realen „Re“-Flächen werden als solche gekennzeichnet und sind ab diesem Zeitpunkt jeglicher Art der Nutzung für immer und ewig entzogen.

 

Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Ulrike Heydenreich: Travelblankets (Reisebegleiter/Wegbereiter)

Ulrike Heydenreich 

PanoramaDrawingDevice (compact)

Travelblankets (Reisebegleiter/Wegbereiter)

Ein zufällig gefundenes Kartenmaterial eines unbekannten Ortes irgendwo auf dieser Welt ist Grundlage für eine dreidimensionale Landschaft aus Schaumstoff. Trotz einer Vergrößerung bleibt die Landschaft Modell. Klein im Vergleich zur Wirklichkeit erinnert das topografische Relief an eine
spielzeughafte Landschaft, wie sie fliegend zu beobachten ist – die das Verlangen weckt die Distanz zu überwinden um zu fühlen und mit den Händen zu erfahren. Doch wirkt diese Landschaft durch das Material steif und entfernt, unnahbar und unbekannt.

Ich teile das Relief auf und arbeite mich von der niedrigsten Stelle angefangen, an den Hängen aufwärts, verwandle die treppenartige Landschaft in weiche, wärmespendende Reisedecken, die sich puzzelartig wieder zu dem ursprünglichen topografischen Relief zusammenlegen lassen. Mit naturweißem Nesselstoff überzogen, mit kartographischer Zeichnung bestickt und mit Packfließ  gesäumt werden die einzelnen Reisedecken gefaltet und gerollt, mit Riemen gezurrt und sind dann als Reisebegleiter und Wegbereiter in Neuland mitzunehmen.

Neben dem beobachtenden Blick von „obenauf“ interessiert mich die Idee des Ausblicks von bestimmten Standorten, vor allem fasziniert mich die Darstellung von kompletten Rundumblicken. Ich habe spezielle Staffeleien entworfen und gebaut, die es mir erleichtern, ein 360°-Panorama zu zeichnen und die gewonnene Ansicht für weitere Betrachter erfahrbar zu machen – „Panorama Drawing Devices“ sind zugleich Zeichenutensil, Aussichtsplattform und – Skulptur. Zunächst habe ich in real existierenden Landschaften gearbeitet, derzeit liegt mein Fokus auf imaginären Aussichten, die ich aus gefundenen und gesammelten Ansichtskarten von wirklichen Orten, meist Berglandschaften, zu nahtlosen Panoramen zusammenfüge. Mit dem Zeichnen im Rund stelle ich erlernte Punktperspektive und Sehgewohnheiten in Frage und erkunde die Darstellung subjektiven Erlebens.


Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Susi Jirkuff: porträts

Susi Jirkuff 

porträts

Der Ort, seine mediale Aufbereitung, die Identität, die sich über den Ort herstellen lässt und die eigene Aneignung des Vertrauten oder Unvertrauten sind Ansatzpunkte von Susi Jirkuff. Durch Sammeln von Bildmaterial aus Tageszeitungen, Magazinen oder dem Fernsehen schafft sie sich ein Repertoire an Storys, die sie mit eigenen vermischt oder zu einer subjektiven Geschichte kombiniert. Der Aneignungsprozess läuft über die Zeichnung, die so etwas wie ein sich Hineinbewegen ins Bild ist, ein Umsehen in einem fremden Raum. Die Videoanimationen sind ein Medium, in dem sich diese Ansätze weiterführen lassen und sich gleichzeitig innerhalb des Mediums verselbständigen können. Auch die typischen Bildsprachen verschiedener Genres fließen in die Animationen ein; besonders das Herausfiltern stereotyper Bildfolgen, die eine allgemein lesbare Sprache produzieren, dient als Hebel, um Bilder und den Inhalt, den sie transportieren, zu spalten. In den Videoanimationen, die auf gezeichneten Porträts basieren, verschränken sich auf kuriose oder auch banale Weise Ort und/oder Zeit. Sie handeln von kulturellen Irritationen, falschen Annahmen vom so genannten Anderen, eigenen Selbstverständlichkeiten und den Brüchen, die unerwartet beim Zusammenstoß von unterschiedlichen Gegebenheiten entstehen.

 

die königin 

susi dance

>susi dance< ist eine Metapher auf die klassiche Kunst des Striptease.

strip = ausziehen/entkleiden

tease = quälen, plagen, belästigen

Der Stiptease steht als Symbol für die Sensationsgeilheit einer Gesellschaft, die aus Angst vor Leere immer mehr an Aufregung sucht. Was bleibt? Keine Befriedigung am Ende.

Eine Tänzerin entkleidet sich langsam, allerdings findet sich für die/den ZuseherIn kein mehr an Haut, sondern ein weniger an Mensch, d.h. sie verschwindet, löst sich auf.

Gefilmt wird der Striptease in einer Bluebox. Das Video wird in Einzelbilder/Fotos zerlegt, händisch nachbearbeitet, wieder eingescannt und in Trickfilmästhetik als Videoschleife montiert.

Projiziert wird es in den Ausstellungsräumen auf eine weiße Wand. Eine Plüschleiste stellt die „Bühne“ für die Tänzerin dar.

Zu Beginn lässt nur der Lichtstrahl des Beamers darauf schließen, dass hier eine Projektion stattfindet. Die ZuseherInnen müssen warten bis endlich die Striptease-Tänzerin erscheint nur um wiederum zu verschwinden.

>diekönigin<

 

 

Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Lena von Lapschina:

Lena von Lapschina

„1000 mm / oder Das Schlafzimmerfenster“

Seit über zwei Jahren richtet Lena Lapschina ihre Zenit-Kamera mit aufgepflanztem Hyper-Teleobjektiv (1000 mm) aus immer dem gleichen Fenster im 7. Stock des Gasometer B in Wien-Simmering auf die ihr zu Füßen liegende Vorstadtlandschaft. Was sie einfängt und festhält – manchmal scharf, manchmal verschwommen – ist die „ganze Welt“ zwischen Schrebergartenidylle und Supermarktparkplatz: Sandler und Biedermeier, Punks und Superstars, Sprayer und Polizisten, Pinkler und Liebende, Hundebesitzer und Briefträger, Jugendgangs und Exhibitionisten…

„White Studies“, Untersuchungen des täglichen/nächtlichen sozialen Verhaltens an der Bannmeile von Ostbahn und Zentralfriedhof, als Bilderfolgen getaktet auf zwei Projektionsleinwände. Untermalt von der Novosibirsker Electronic Band Nuclear Los.

 

 

Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Tea Mäkipää: 10 commandments

 

Tea Mäkipää 

10 commandments

Im Rahmen ihrer Installationen, Filme und Photographien untersucht Tea Mäkipäa Aspekte (die Nachhaltigkeit) des westlichen Lebensstils (Konsum, Umweltfragen, die Kluft zwischen Reich und Arm, die negativen Seiten der Globalisierung) und erforscht überlebensstrategien, soziales Verhalten sowohl des Individuums als auch der menschlichen Rasse insgesamt in ihrer Koexistenz mit anderen Spezies. Der Inhalt ihrer Arbeit ist sehr aktuell: Der größte Feind des Menschen ist er selbst. Unser größtes Problem momentan ist es, wie wir mit uns selbst zurechtkommen – wir sind unfähig einen umweltbewussten nachhaltigen Lebensstil aufzubauen. Tea Mäkipää behandelt dieses Thema vom Standpunkt eines menschlichen Wesens als Spezis, die Raubtiere, Kälte und Hunger überwunden hat und nun Lösungen für ihr Verhaltens finden muss. Wir haben den Planeten vervielfacht und soweit zugeschüttet, dass es keinen Platz für andere Spezies gibt, wenn sie nicht sinnvoll oder nützlich für die menschliche Population sind. Sie verwendet die Bedeutung der Kunst dazu, problembeladene Antipoden der Natur und Technik, des hermetischen Abzugs und der Urbanisierung, der Hoffnung und Angst, genauso wie die fragwürdige Logik von Konsum und Fortschritt in ihrer spiralenförmigen Entwicklung hin zu immer luxuriöseren Lebensbedingungen – und die Dystonie, die als Ergebnis davon immer wirklicher wird – aufzuzeigen, hierbei zeigen sich ihre finnischen Wurzeln.

Ausstellungsrundgang "zu Egon Hofmann"
Gregor Neuerer: someone’s experience as someone’s surroundings

Gregor Neuerer

Someone’s experience as someone’s surroundings

Someone’s experience as someone’s surroundings von Gregor Neuerer ist eine Serie von 54 Farbfotografien, die als Bildgruppen zusammengestellt in verschiedenen räumlichen Bereichen des Ausstellungsraums bzw. der Ausstellungsarchitektur gehängt ist. Es sind Bilder unterschiedlicher Größe, die Details von Fassaden und Eingangsbereichen institutioneller Gebäude der City of London, dem Finanzdistrikt von London, darstellen. Der Fokus der Bilder liegt dabei auf Spuren und Resten, die durch die Benützung von Wandnischen, Stufen, Wandvorsprüngen oder überdachten Gängen und Flächen durch meist kurzweilig rastende oder Frischluft tankende MitarbeiterInnen der ansässigen Konzerne entstanden. Durch diesen Verweis auf bestimmte, wenn auch nur abstrakt rekonstruierbare Benützungsformen, körperliche Positionen und Befindlichkeiten, erzählen die Bilder von Erfahrungen von Orten, die im Rahmen der Installation auf die Räumlichkeit des Ausstellungsraums bezogen werden. Das Begehen der Installation wird zu einer Erfahrung, in der sich die räumlichen Bedingungen des Ausstellungsraums mit jenen Situationen verschränken, die innerhalb der Bilder zu erkennen sind.

Biografien

Gerhard Brandl, geboren 1958, lebt und arbeitet in Linz, Studium der Malerei und Grafik in Linz, seit 1997 Mitglied der Künstlervereinigung MAERZ.

Susi Jirkuff, geboren 1967, lebt und arbeitet in Wien, Studium an der Hochschule für Gestaltung in Linz, zahlreiche Auslandsaufenthalte unter anderem in Los Angeles, Johannisburg, Taipei…

die königin ist eine Zusammenarbeit von Claudia Dworschak, geboren 1963, und Marion Geyer-Grois, geboren 1976, beide leben und arbeiten in Linz. Die königin wurde 2004 gegründet, beide KünstlerInnen studierten audiovisuelle Mediengestaltung in Linz.

Lena Lapschina, geboren 1965 in Kurgan, Westsibirien, lebt und arbeitet in Wien und Niederösterreich. Studium an der Staatlichen Stroganow Universität für Schöne und Angewandte Kunst, Moskau. Lena Lapschina ist Mitbegründerin der Kunstzeitschrift the M21.

Tea Mäkipää, geboren 1973 in Lahti, Finnland, lebt und arbeitet in Weimar, Studium an der Academy of Fine Arts, Helsinki und am Royal College of Fine Art, London, zahlreiche Ausstellungen und Auslandsaufenthalte.

Gregor Neuerer, geboren 1970, lebt und arbeitet in Wien, Studium an der Universität für Angewandte Kunst, zahlreiche Auslandsaufenthalte in London und New York.

Details

Datum:
21. November 2006
Zeit:
19:30 - 23:30
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