DIE SPANNWEITEN DER WELT
EIN ABEND ZUR 17. AUSGABE DER ZEITSCHRIFT IDIOME. HEFTE FÜR NEUE PROSA
Befragung des Materials: Sabine Hassinger und Dieter Sperl arbeiten auf ganz unterschiedliche Weise mit Material. Hassinger läßt es sich von der Sprache, die sie erlernt, gleichsam zuspielen und dringt damit tiefer in die polnische Kultur ein, als das mit bloßen Beschreibungen oder Erfahrungsberichten möglich wäre. Sperl hingegen nimmt sich einen Karton mit alten Postkarten vor und schreibt einen vielstimmigen autobiographischen Text, der das Erinnerungsmaterial in keine kohärente Erzählung zwingt. In Günther Kaips hochartifizieller Kurzprosa ist sprachliches Material aus Lektüren und aus dem Alltag vermittelter anwesend. Der Autor reagiert aber mit seinen Texten nicht zuletzt auch auf die „Ablagerungen in uns“.
20. September, 19:30 Uhr in der Künstler- und Künstlerinnenvereinigung MAERZ
Die Spannweiten der Welt
Lesungen von Sabine Hassinger (Berlin), Günther Kaip (Wien) und Dieter Sperl (Wien)
Sabine Hassinger, geb. 1958, lebt in Berlin. 2018 hat sie im Klever Verlag den Prosaband Frau Schneider lernt Polnisch publiziert, in dem sie vom Spracherwerb nicht bloß erzählt, sondern das Eintauchen in die fremde Sprache literarisch gestaltet und erlebbar macht. Die Auseinandersetzung mit der Sprache und Kultur des Nachbarlandes geht indes weiter und ist auch Thema ihres Textes in den aktuellen Idiomen. Publikationen (Auswahl): Die Taten und Laute des Tages (Wien: Klever 2015), Putzbuch (Klagenfurt: Ritter 2004), Jul (Berlin: Druckhaus Galrev 1992).
Günther Kaip, geb. 1960, lebt in Wien. Er schreibt Lyrik, Prosa und hat auch Kinderbücher publiziert. Seinen jüngsten Prosaband Rückwärts schweigt die Nacht (Wien: Klever 2022) beschreibt Alexander Kluy mit Blick auf Francis Ponge als „Sprachkosmos des Aufruhrs im Detail und der Beruhigung im Ganzen“. Weitere Publikationen (Auswahl): Eine Membran sind wir. Gedichte (Weitra: Bibliothek der Provinz 2018), Ankerplätze. Journal (Wien: Klever 2017), Kiesel. Gedichte (Wien: Klever 2014).
Dieter Sperl, geb. 1966, lebt in Wien. Der Herausgeber des Literaturfolders flugschrift hat in den letzten Jahren zahlreiche radiophone Arbeiten vorgelegt und Live-Hörspiele inszeniert. Sein Beitrag in den aktuellen Idiomen basiert auf der „akustischen Postkarte“ Diese verschneite Zeit (ORF 2022), in der Sperl ein Konvolut alter Postkarten und Briefe als Ausgangsmaterial verwendet. Zuletzt sind im Ritter Verlag die Bände Der stehende Fluss (2019) und AN SO VIELE WIE MICH – Traumnotizen (2022) erschienen.