Moderation und Konzept: Christian Steinbacher
VOM ERSTELLEN NEUER SPRACHEN: Das Prinzip der De- und Remontage bestimmt viele Arbeiten von URS ALLEMANN, der mit seiner Vortragskunst auch in Linz schon mehrmals zu begeistern wusste. Die junge Autorin DAGMARA KRAUS legt ihr Augenmerk ebenfalls auf Sprache als Material, wobei sie vor allem die Phonetik fokussiert. Und auch die Gedichte von BARBARA HUNDEGGER gründen in einem Formbewusstsein, zeigen sich aber auch rückgebunden im Dialog mit einer Welt engagierter Bezugnahmen.
Urs Allemann, geb. 1948 in Schlieren bei Zürich, aufgewachsen in Bonn und Berlin, studierte Germanistik, Anglistik, Soziologie und Sozialpsychologie und lebt nach vielen Jahren nahe Basel (wo er 1986–2004 das literarische Feuilleton der Basler Zeitung leitete) seit kurzem in Goslar. Der u. a. 2012 mit dem Heimrad-Bäcker-Preis prämierte Autor ist ein glänzender Poesie-Performer und war schon mehrfach in der MAERZ zu Gast. Buch-Publikationen erschienen seit 1988, ab 2001 bei Urs Engeler Editor (zuletzt: im kinde schwirren die ahnen, 2008), und nun 2013 im Klever Verlag In Sepps Welt. Gedichte und ähnliche Dinge. „freudig ans ohr drücks aug wer eins zu hörn hätt“, heißt ein dortiger Elftonvers.
Barbara Hundegger, geb. 1963 in Hall in Tirol, lebt in Innsbruck. Sie studierte Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft und arbeitete viele Jahre in diversen feministischen Arbeitsprojekten. Ihre Literatur wurde mehrfach prämiert, u. a. mit dem Christine-Lavant-Lyrikpreis 2003. Einzelpublikationen seit 1998, zuletzt bei Skarabæus: rom sehen und, 2006; schreibennichtschreiben, 2009. In letzterem Band stehen sich zwei Lebenswelten gegenüber: ein lexikalischer Strang – von „zorne entfesselnd“ bis „atemzüge vertan“ – als Sinnbild einer Lebenspraxis und ein aus diesem Material erwachsender Strang an Gedichten, die einzelne Begriffe be- und durchleuchten.
Dagmara Kraus: geb. 1981 in Wrocław (Polen), lebt nach einiger Zeit in Berlin nun in der französischen Perche. Sie studierte Komparatistik und Kunstgeschichte sowie am Leipziger Literaturinstitut u. a. bei Scherstjanoi, der mehrmals bei uns zu hören war. Auch für Kraus’ Arbeit gilt, dass diese dem Faszinosum des Klangs folgt. Das betrifft insbesondere ihr 2012 bei Kookbooks erschienenes Debüt Kummerang, worauf 2013 als roughbook # 26 kleine grammaturgie erschien (wo Kraus mit Plansprachen agiert). Zu ihren Gedichten spricht Kraus gleich Benn vom „Wallungswert“ eines Wortes, wobei das Repertoire auf Neuschöpfungen ebenso wie auf seltene Wortbestände zielt.
Dank an: BMUKK, Land OÖ, Stadt Linz, GAV, Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung